Mexiko - März 2020

Nach einem dreizehnstündigen Flug von München landeten wir in Mexiko. Mit dem Transfer vom Flughafen Cancun ins nahegelegenen Hotel war unser erster Urlaubstag beendet.
Am frühen Morgen des zweiten Tages startete unsere Rundreise. Die erste Etappe war Tulum, eine traumhaft an der Karbikküste gelegene Maya-Fundstätte. Die bekanntesten Gebäude sind neben dem sogenannten „Schloss“ der „Tempel des Herabsteigenden Gottes“, auch „Haus des Halach Huinik“ genannt, der „Tempel des Windes“ und der „Freskentempel“. Die innere Stadt wird von einer zum Meer hin offenen Stadtmauer umrundet, an deren Nordwest- und Südwestecken Wachtürme stehen. Aus denkmalpflegerischen Gründen sind für Besucher nicht mehr alle Strukturen zugänglich. Ebenso wurde die Stätte zur Beobachtung des Sternenhimmels, insbesondere der Venus errichtet. Der Maya-Kalender wurde an solchen Plätzen erstellt und ständig überprüft. Kleine Fensteröffnungen zeigen noch heute die Ausrichtung und Weiterleitung von Sonnenstrahlen zur Wintersonnenwende. Nach der Besichtigung ging die Fahrt weiter zur schimmernden Lagune von Bacalar etwa 40 km nördlich von Chetumal. Die Lagune von Bacalar ist durch den Zusammenschluss von sieben Cenotes, also dolinenartigen Kalksteinlöchern entstanden. Aufgrund der unterschiedlichen Farben der Wasserfläche wird sie auch als Lagune der sieben Farben bezeichnet. Nach einem Rundgang entlang der Festungsanlage fuhren wir ins Hotel nach Chetumal.
Am dritten Tag auf dem Weg nach Palenque war unser erster Stop in Becán, einer Mayastätte die von einem ringförmigen Graben umgeben ist. Der Name Becán bedeutet in Mayathan „Schlucht, von Wasser geformt“ und bezieht sich auf den umgebenden Graben, der einzigartig für eine Maya-Stätte ist. Im Rio-Bec-Stil erbaut war es ein religiöses und politisches Zentrum der Maya. Die ersten Nachweise menschlicher Besiedelung gehen ins Jahr 600 v. Chr. zurück. In dem vom Graben umschlossenen Areal befinden sich mehrere Gruppen von Gebäuden, die um annähernd rechteckige Höfe oder Plätze angeordnet sind. Die großen Bauten sind zumeist Kombinationen von palastartigen Gebäuden mit zahlreichen Innenräumen und hohen seitlichen Türmen. Anschließend fuhren wir weiter zur nahegelegenen im Rio-Bec- und Chene-Stil gehaltenen Maya-Stätte Chicanná mit einer beeindruckenden Monstermaskenfassade. Die Stadt im Umfeld von Becán war zwischen 300 und 1100 v. Chr. bewohnt und profitierte von ihrer Lage an dem zentralen Handelsweg zwischen der Golfküste und der karibischen Küste. Die Anlage besteht aus mehreren Gebäudegruppen. Das bekannteste Gebäude von Chicanná liegt an der Ostseite des Hofes. Der zentrale Eingang ist als Schlangenmauleingang ausgebildet, dessen skulptiertes Steinmauerwerk hervorragende Qualität aufweist. Die beiden seitlichen Portale simulieren über der Türöffnung ein in Stein gearbeitetes Abbild eines Palmblattdaches. Das einzige gut erhaltene Gebäude besteht aus einer einfachen Reihe von Räumen. Der Wanddekor besteht aus eingesenkten Feldern mit Maskenabbildungen. Sowohl im Erdgeschoss wie auch unmittelbar darüber befinden sich Schlangenmaulportale. Die Ecken des Gebäudes zeigen Kaskaden von Chaac-Masken, zu beiden Seiten der meisten Türeingänge finden sich eingesenkte Felder mit flachen Masken. Die in den meisten Räumen vorhandenen, gemauerten Bänke haben aus Stuck modellierte Gesichter auf ihrer Vorderseite. Nach der Besichtigung der beiden Tempel, auf die man auch hinaufklettern durfte waren wir ziemlich erschöpft und so waren wir froh dann im Hotel in Palenque angekommen zu sein.
Am vierten Tag stand die Besichtigung der großen Maya-Stätte Palenque mit dem berühmten Tempel der Inschriften und dem Palacio dessen mehrstöckiger Turm als Observatorium diente auf dem Programm. Die Stadt liegt auf einer Terrasse an den Hügeln des weiter im Süden gelegenen Hochlands von Chiapas und erstreckt sich rund zwei Kilometer in Ost-West-Richtung. Die Ruinen, für die oft künstliche Terrassierungen angelegt wurden, schmiegen sich an die grünen Hügel des Hochlands an, die in die Architektur der Stadt integriert wurden. Bisher wurden erst circa 5 Prozent der Bauten freigelegt. Der Rest ist noch vom Dschungel überwachsen. Das Zentrum der Stadt bilden der Tempel der Inschriften, der vermutlich das bekannteste Gebäude Palenques ist, und der ihm gegenüberliegende Palast. Neben dem Gebäudekomplex der benachbart liegenden sogenannten Kreuzgruppe gruppieren sich um das Zentrum noch viele weitere alleinstehende Bauten, die auf Sockelplattformen errichtet wurden. Nahezu alle Gebäude wurden mit feinen und detailreichen Stuckreliefs verziert, sowohl im Inneren als auch an den Außenwänden. Dem Palast gegenüber befindet sich der „Tempel der Inschriften“. Die Stufenpyramide ist etwa zwanzig Meter hoch und besitzt auf ihrer Dachplattform einen kleinen Tempel. Auf einer Fläche von 100 mal 80 Metern erhebt sich der Palast der größte architektonische Komplex von ganz Palenque. Südöstlich des Palastes liegen drei Tempel, die einen offenen Platz begrenzen und zusammen als Kreuzgruppe bezeichnet werden. Die Gruppe wird beherrscht vom „Kreuztempel“, dessen Name wie der der ganzen Gruppe von einem Relief im Inneren des Heiligtums auf seiner Spitze herrührt, das einen kreuzförmigen Weltenbaum darstellt. Alle drei Bauten, der „Sonnentempel“, der „Blätterkreuztempel“ und der „Kreuztempel“, sind nach demselben Schema aufgebaut. Sie besitzen in ihrem Inneren einen überwölbten Raum, an dessen Rückwand sich ein dreiteiliges Relief befindet. Die Reliefs sind für die Archäologen vor allem aufgrund ihrer sehr langen, in Maya-Hieroglyphen verfassten Texte und ihrer vielen Kalenderdaten interessant. Anschließend besuchten wir das nahegelegene Museum, wo nicht nur der wirklich sehr beeindruckende, mächtige Sarkophag des letzen Herrschers, auch zahlreiche andere Fundstücke, wie Steine, Masken und Tafeln bestaunt werden können. Nach der Besichtigung des Museums fuhren wir zum inmitten tropischer Vegetation gelegenen Wasserfall Agua Azul wo man sich mit Schwimmen von der Hitze Mexikos etwas abkühlen konnte. Anschließend ging die Fahrt zurück ins Hotel nach Palenque.
Frühmorgens am fünften Reisetag ging die Fahrt über Sabacuy entlang der Golfküste in die Hafenstadt Campeche, welche im 16. und 17. Jahrhundert wegen ihres Reichtums oft das Ziel von Piratenübergriffen wurde. Campeche wurde bald zum wichtigsten Hafen Yucatáns. Die Wirtschaft der Stadt fußte einerseits auf Viehzucht und Landwirtschaft, andererseits wurden Holz und Salz (im 19. Jahrhundert auch Sisal) ins spanische Mutterland exportiert. Der wachsende Reichtum führte zu ständigen Überfällen britischer und niederländischer Seeräuber. Nach einem besonders schlimmen Überfall im Jahr 1663, bei dem die Stadt praktisch dem Erdboden gleichgemacht wurde, begann man im Jahr 1688 mit Hilfe der spanischen Krone mit dem Bau der Befestigungsanlagen, die heute noch ihre größte Sehenswürdigkeit der Stadt sind. Die Anlage umschloss nach 18-jähriger Bauzeit eine Fläche von rund 40 Blocks. Sie hatte einen sechseckigen Aufbau mit einer Festung an jeder Ecke; ein Teil der Anlage ragte in den Golf von Mexiko hinein. Dank ihrer war Campeche die einzige Stadt, die im Krieg der Kasten nicht von den Maya-Rebellen eingenommen wurde. Die Stadtmauer wurde später weitestgehend abgetragen und zur Pflasterung der Altstadt verwendet.; die einzelnen Festungsbauten sind dagegen vollständig erhalten geblieben und beherbergen Museen. Am Stadtrand von Campeche üernachteten wir in einem schönen Hotel welches in die alte Stadtbefestung integriert wurde.
Nach dem Frühstück ging unsere Fahrt am sechsten Tag weiter zu einem weiteren Highlight der Rundreise, der Tempelanlage von Uxmal, einem Paradebeispiel des Puuc-Stils. Beeindruckend war dort die extrem steile Pyramide des Wahrsagers (Pirámide del Adivino) mit rechteckigem Grundriss, dessen Ecken weiträumig abgerundet sind. Der Körper der Pyramide ist mit grob bearbeiteten Steinen verkleidet, die heute sichtbare Verkleidung ist zu einem großen Teil das Ergebnis von Arbeiten zur Stabilisierung des Bauwerkes. Beeidruckend war auch der eindrucksvolle Gouverneurspalast ein Gebäude von 100 Meter Länge und steht etwas westlich der Mitte der beschriebenen großen Plattform auf einer weiteren, kleineren, langen und schmalen Plattform von rund 109 Meter Länge, zu der von Osten eine 40 Meter breite Treppe hinaufführt. Auf der großen Terrasse des Gouverneurspalasts wenige Meter nördlich des Palastes auf einem später angefügten Teil der großen Plattform liegt das Schildkrötenhaus (Casa de las Tortugas). Auf dem mittleren Band des Gebäudes sitzen die erwähnten Schildkröten. Der Ballspielplatz (Juego de Pelota) liegt zwischen den Plattformen des Nonnenvierecks im Norden und des Gouverneurspalastes im Süden. Wie bei allen spätklassischen Ballspielplätzen wird er aus zwei massiven Mauerblöcken gebildet, zwischen denen zwischen niedrigen Bänken die Spielgasse (34 Meter × 10 Meter) verläuft, in der das eigentliche Spiel stattfand. In der Mitte jeder Seite war ein steinerner Ring eingelassen. Das Ziel des Ballspiels war, mit dem Ball aus massivem Kautschuk durch den Ring zu treffen, wobei der Ball nur mit der Hüfte gespielt werden durfte. Beide Ringe waren mit einer nur mehr teilweise erhaltenen Inschrift versehen. Die seitlichen Bänke wiesen auf ihrer oberen Kante plastisch ausgeführte Klapperschlangenkörper auf. Nach der Besichtigung der riesigen Tempelanlage Uxmal stand der Besuch der ehemaligen Sisal-Hacienda Yaxcopoil auf dem Programm. Sie wurde im 17. Jahrhundert gegründet. In der Mayasprache bedeutet Yaxcopoil "Ort der grünen Pappeln". Es finden sich hier Zeugnisse aus vorspanischer Zeit, aus der kolonialen Epoche und aus der Zeit, als die Sisalindustrie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert boomte. Die Hacienda umfasste früher 11.000 Hektar, die für die Rinderzucht und den Hennequén-Anbau genutzt wurden. Im Hauptgebäude befinden sich weiträumige Säle und Korridore mit hohen Decken. Das Gebäude ist von Gärten mit üppiger Vegetation umgeben. Zum Abschluss des sechsten Tages machten wir noch eine Stadtbesichtigung in Merida, wo unser letztes Übernachtungshotel der Rundreise liegen sollte.
Am siebten und letzten Tag zum Abschluss der Rundreise stand die Besichtigung von Chichén Itzá, eine der wichtigsten und größten Maya-Stätten Mexikos an. Der Name der Stadt entstammt dem yukatekischen Maya und bedeutet „Am Rande des Brunnens der Itzá“. Sie ist eine der bedeutendsten Ruinenstätten auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Ihre Ruinen stammen aus der späten Maya-Zeit. Mit einer Fläche von 1547 Hektar ist Chichén Itzá einer der ausgedehntesten Fundorte in Yucatán. Das Zentrum wird von zahlreichen monumentalen Repräsentationsbauten eingenommen, aus denen eine große, weitestgehend erhaltene Stufenpyramide herausragt. Im direkten Umkreis befinden sich Ruinen von Häusern der Oberschicht. Zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert muss diese Stadt eine überregional bedeutende Rolle gespielt haben. Wie diese genau aussah, konnte bisher jedoch nicht geklärt werden. Einzigartig ist, wie in Chichén Itzá verschiedene Architekturstile nebeneinander auftreten. Neben Bauten in einem modifizierten Puuc-Stil gibt es Bauformen, die toltekische Züge aufweisen. Dies hat man früher oft auf einen direkten Einfluss von Auswanderern aus Zentralmexiko beziehungsweise von Eroberern aus Tula zurückgeführt. Mit dem „Brunnen“ im Namen der Stadt war die wasserführende Doline (Cenote) gemeint, die heute als Cenote Sagrado bezeichnet wird. Chichén Itzá liegt in einem sehr unebenen Karstgelände mit generell aber nur geringen Höhenunterschieden, das von vielen Einsturzdolinen übersät ist. Je eine wasserführende Doline befindet sich nördlich (Cenote Sagrado) und südlich (Cenote Xtoloc, neben dem gleichnamigen kleinen Tempel) des Zentrums. Es ist sicher kein Zufall, dass das zeremoniale Zentrum genau zwischen diesen beiden Cenotes liegt. Anschließend fuhren wir noch zu einer nahegelegenen Cenote mit der Möglichkeit zum Baden. Nach dieser Abkühlung ging die Rundreise mit der Fahrt nach Cancun zu Ende und dort angekommen wartete bereits der Transfer zu unserem Hotel in Akumal zwischen der Playa del Carmen und Tulum.
Mit einem der größten und schönsten vorgelagerten Riffe ist die Hotelanlage Akumal Bay Beach & Wellness Resort mit entspannter Atmosphäre ein idealer Ort und Ausgangspunkt zum Schnorcheln und Tauchen. Die Wahrscheinlichkeit, Meeresschildkröten zu sehen, ist hier besonders hoch. Dort konnten wir uns uns von den anstrengenden Tagen der Rundreise erholen. Leider hatten wir nur fünf Tage bevor uns der lange Heimflug wieder bevorstand.
Aufgrund der Corona-Pandemie landeten wir als eines der wenigen Flugzeuge an diesem Tag in einem menschenleeren Frankfurter Flughafen, an dem es sonst vor Menschen nur so wimmelt. Ein komisches Gefühl, da wir in Mexiko von der Pandemie nur wenig mitbekommen hatten.